Einleitung
PALÄSTINA.
„Der hundert Meilen weite Weg beginnt mit nur einem Schritt“ – arabisches Sprichwort. In diesem Sinne laden wir Sie ein, diesen ersten Schritt „hinter die Mauer“ mit uns gemeinsam zu gehen.
Das Heilige Land im Wandel. Hier ist die Wiege des Christentums und des Judentums. Doch: Gibt es Palästina überhaupt? Ja, es gibt Gebiete unter palästinensischer Verwaltung, aber eben de jure kein Land, was als politisches Gebilde bislang diesen Namen tragen darf. Dieses Thema, aus unserer Perspektive – die, die wir weit weg sind – mag eine begriffliche Haarspalterei sein – aber dann vor Ort beginnt man manche Dinge anders zu sehen.
Am 14. Mai 1948 wurde der unabhängige Staat Israel ausgerufen. Für viele Juden ging damit das in Erfüllung, was Theodor Herzl 1897 als zionistische Vision formuliert hatte: Eine Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina war geschaffen. Aber was bedeutete das für die Menschen, die vor der Staatsgründung dieses Fleckchen Erde seit Jahrhunderten als ihre Heimat betrachten durften? Dieser Streit um Palästina entwickelte sich zum Nahost-Konflikt. Doch warum? Die Juden begründen ihren Anspruch auf einen eigenen Staat mit dem Selbstbestimmungsrecht, wurden sie doch 70 n. Chr. von den Römern aus ihrer historischen Heimat vertrieben. Auch die Araber machen das Selbstbestimmungsrecht geltend, denn sie leben seit rund 1.300 Jahren in Palästina. Während nicht viel mehr als ein Drittel der Bevölkerung Palästinas Juden waren, sollte der jüdische Staat nach dem UN-Teilungsplan 1948 aber wegen der vielen Zuwanderer mehr als die Hälfte des Territoriums (54 %) ausmachen. Dies wiesen die Araber als völkerrechtswidrig zurück. Deshalb wurden seit 1948 mehrere Kriege zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarstaaten ausgefochten. Immer ging es um das zentrale Thema: Wem gehört Palästina?
Wir geben unseren interessierten Kunden Einblick in ein hoch-komplexes Thema – mit dem Anspruch der Neutralität, damit Sie eine Chance haben, sich selbst vor Ort eine eigene Meinung zu bilden. Erhalten Sie Einblicke in die facettenreiche, aktuelle politische und wirtschaftliche Situation der Westbank – machen Sie sich selbst ein Bild von diesem kleinen Fleckchen Erde, das immer wieder so unendlich viele Schlagzeilen produziert.
Programmübersicht
Tag | Wochentag | Fahrtzeit (STD/KM) | Mahlzeiten | Programm |
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1 | A | Linienflug von Deutschland nach Tel Aviv ÜN Jericho | ||
2 | F/A | Besuch an der Taufstelle Qasr al-Yahud, weiter nach Jericho zum Palast des Hischam & auf den Berg der Versuchung mit Kloster Quarantal ÜN Jericho | ||
3 | F/A | Die Region Bethlehem steht auf dem Programm: Hirtenfelder, Altstadt mit Old Bethlehem House Museum, Geburtskirche & Fahrt nach Taybeh ÜN Taybeh | ||
4 | F/A | Besuch in Nablus mit Kirche Jacob’s Well und Seifenfabrik, zum Berg Gerizim mit Samaritanischem Museum & zu den Ruinen von Sebastia ÜN Taybeh | ||
5 | F/A | Paläst. Präsidenten-Hauptquartier Mukata in Ramallah, Planstadt Rawabi & christliche Stätten von Jerusalem ÜN Ost-Jerusalem | ||
6 | F/A | Ausflug nach Hebron: Patriarchengräber & faszinierende Begegnungen ÜN Ost-Jerusalem | ||
7 | F | Besuch auf dem Tempelberg (je nach pol. Lage) & Rückflug von Tel Aviv nach Deutschland |
Unser Reiseprogramm
1. Tag / Anreise
Nach individueller Anreise zum Flughafen in Deutschland starten wir heute gemeinsam unsere Reise durch die Palästinensischen Gebiete. Linienflug nach Tel Aviv und Weiterfahrt nach Jericho, Stadt am West-ufer des Jordan. Dort empfängt uns unsere Reiseleitung, die uns die gesamte Reise über begleitet.
Abendessen und Übernachtung in unserem Hotel in Jericho.
2. Tag / QASR AL-YAHUD & JERICHO
Nach unserem reichhaltigen Frühstück im Hotel (wie jeden Morgen auf der Reise) fahren wir zunächst zur Taufstelle Qasr al-Yahud, wo sich der Überlieferung nach Jesus von Johannes dem Täufer taufen ließ. Lange Zeit lag das Johanneskloster im Niemandsland zwischen Israel und Jordanien: Auf der israelischen Seite wurde eine große Plattform errichtet, um den Zugang für die Täuflinge zu gewährleisten.
Dann fahren wir zurück nach Jericho. Diese Stadt galt lange als die älteste und mit ihrer Lage von 250 m unter dem Meeresspiegel auch als tiefst gelegene Stadt der Welt. Etwas außerhalb von Jericho besuchen wir den Palast des Hischam. Er wurde im 8. Jh. während der Periode der Umayyaden als Jagdschloss und Winterresidenz erbaut. Neueste Forschungen haben aber ergeben, dass es sich auch um ein landwirtschaftlich genutztes Gut und eine Protosiedlung handelt. Die Winterresidenz des Kalifen Hischam und seines Nachfolgers al-Walid II. wurde bereits nur wenige Jahre nach ihrer Errichtung durch ein Erdbeben zerstört und verlassen. Hier sehen wir die königlichen Gebäude, eine Moschee, Wasserfontänen und spektakuläre Mosaikböden.
Nach dem Mittagessen in unserem Hotel besuchen wir auf dem Berg der Versuchung das Kloster Quarantal. Es hat seinen Namen von „quarantena“, was so viel wie Vierzig bedeutet. Jesus ging nach seiner Taufe im Jordan für vierzig Tage in die Wüste, wo er vom Teufel dreimal in Versuchung geführt wurde. Auf- und Abfahrt mit der Seilbahn.
Nach dem Abendessen erwartet uns eine Gesprächsrunde mit einer deutschsprachigen Palästinenserin, die für die EU von palästinensischer Seite aus arbeitet.
Anschließende Übernachtung in unserem Hotel in Jericho.
3. Tag / BETHLEHEM & TAYBEH
Wir fahren heute in die Region Bethlehem. Ganz in der Nähe, bei Beit Sahur, finden wir die Hirtenfelder mit der wunder-schönen Engelskapelle, erbaut vom Archi-tekten Barluzzi. Hier soll der Überlieferung nach den anwesenden Hirten die Geburt Jesu verkündet worden sein.
Einen besonderen Charme vermittelt die Altstadt von Bethlehem, mit den engen Gassen und den vielen Treppen. Christen wie Moslems prägen den speziellen Kultur- und Religionsmix. Bei einem Rundgang besuchen wir das Old Bethlehem House Museum in einem palästinensischen Zuhause des 19. Jh. Hier finden wir Trachten, Fotos und allerlei Gegenstände aus dem frühen 20. Jh.
Zum Mittagessen sind wir zu Gast bei Faten Mukarker. Nach ihrer Jugend in Deutschland kehrt die christliche Palästi-nenserin mit 20 Jahren in ihren Geburtsort Beit Jala nahe Bethlehem zurück, heiratete einen christlichen Palästinenser und lebt seither dort. Sie wird uns während des Mittagessens aus ihrem Leben erzählen.
Dann besuchen wir den Geburtsort Jesu: Die Geburtskirche wurde im Jahr 333 an der Stelle errichtet, wo der Bibel nach Jesus Christus zur Welt kam. Dieser Ort wurde bereits im 2. Jh. als Geburtsstätte verehrt. Im Untergeschoss befindet sich die Geburtsgrotte. Diese wurde durch einen 14-zackigen Stern, der genau auf der Mittel-achse der Kirche liegt, im Jahr 1717 durch die katholische Kirche geschmückt.
Nach dem Treffen mit einem Vertreter der Handelskammer von Bethlehem geht es nach Taybeh, dem biblischen Efraim. Er ist der einzige fast komplett christliche Ort im Heiligen Land und ist vor allem durch seine Brauerei, welche wir besuchen, bekannt. Diese ist die einzige im Nahen Osten, die nach dem bayrischen Reinheitsgebot braut und – extra für den arabisch-muslimischen Markt – auch alkoholfreies Bier produziert. Uns erwartet eine Kostprobe.
Abendessen und Übernachtung in unserem Hotel in Taybeh.
4. Tag / NABLUS & SEBASTIA
An diesem Morgen fahren wir nach Nablus, wo Überreste der antiken Stadt Sichem ausgegraben wurden. Hier stand einst der orthodoxe Jakobsbrunnen – der Ort des Gespräches zwischen einer samaritanischen Frau und Jesus.
Wir besuchen hier auch die Kirche Jacob’s Well, die von der Vision starker Gemeinschaft und Entwicklung geprägt ist. Sie ist außerdem ein Beispiel dafür, wie gut das multikulturelle Zusammenleben in einer Gemeinde funktionieren kann.
Danach spazieren wir durch die Altstadt und haben die Möglichkeit, Kunafa, eine orientalische Süßspeise aus Engelshaar-Teig und Käse, zu kosten und die traditionelle Seifenfabrik zu besuchen. Früher gab es hier ca. 30 dieser Art, heute sind es nur noch 4. Seit 800 Jahren wird in Nablus Seife produziert, wobei Olivenöl als wichtigster Rohstoff genutzt wird.
Es geht weiter zum Berg Gerizim, wo wir das Samaritanische Museum besuchen und mit einem lokalen Politiker ins Gespräch kommen.
Dann fahren wir nach Sebastia. Die Überreste der riesigen Stadt aus dem 2. Jh. beinhalten das römische Forum, ein Theater, die Akropolis sowie den Augustus-Tempel. Die byzantinische Kirche von Johannes dem Täufer und die nahe gelegene Moschee von Nabi Yaha (Grab von Johannes dem Täufer) stützen beide die Theorie, dass Samaria der Ort war, an dem Johannes der Täufer ermordet wurde. Letztere ist auch als ehemalige Bischofskirche der Kreuzfahrer unter dem Namen St.-Johannes-Kathedrale bekannt.
An diesem Tag genießen wir außerdem ein palästinensisches Wintergericht aus Huhn auf einem Zwiebelbett, auch Musakhan genannt.
Abendessen und Übernachtung in unserem Hotel in Taybeh.
5. Tag / RAMALLAH, RAWABI & JERUSALEM
Heute fahren wir nach Ramallah, dem Sitz von Teilen der Autonomiebehörde der palästinensischen Gebiete. Durch die weltoffene Haltung der Bevölkerung und die vielen Ausländer, die in den verschiedenen Organisationen und Vertretungen arbeiten, ist Ramallah die „westlichste“ aller Palästinenserstädte. Hier sehen wir Mukata, das Hauptquartier des paläst. Präsidenten. Nach seinem Tod wurde Jassir Arafat auf diesem Areal beigesetzt. Auch machen wir einen Spaziergang durch die Stadt.
Danach geht es nach Rawabi, der ersten palästinensischen Planstadt im West- jordanland. Rawabi bedeutet „Hügel“. Während palästinensische Ortschaften meist in Tälern liegen oder sich an Hänge schmiegen, so liegt Rawabi direkt auf einem Hügel, zwischen Ramallah und Nablus. Der Bau der Stadt begann erst im Jahr 2010 und bis heute sind schon über 600 Familien eingezogen.
Nach unserem Mittagessen in Jifnah geht es nach Jerusalem. Wir fahren auf den Ölberg für einen wunderschönen Ausblick über Jerusalem. Von hier geht es zu Fuß zur Kapelle Dominus Flevit, zu Deutsch „der Herr weint“. Mittelalterliche Pilger identi-fizierten in der Nähe der heutigen Kapelle den Ort, an dem Jesus der Bibel nach über die Stadt Jerusalem weinte. Das Gelände war bereits 1881 durch die Franziskaner erworben. Im Jahr 1955 wurde die Kapelle nach den Entwürfen von Antonio Barluzzi errichtet.
Wir erreichen als nächstes den Garten Gethsemane. Nach seinem letzten Abendmahl geht Jesus in den Garten, um zu beten. Begleitet von seinen Jüngern weiß er, was auf ihn zukommt: An dieser Stelle finden wir auch die Kirche der Nationen, auch Todesangstbasilika genannt, da dies der Ort des Steines ist, auf dem Jesus gebetet haben soll, bevor er festgenommen wurde.
Abends treffen wir Johannes Gerloff, deutscher Theologe und Journalist. Bei seinem Vortrag erfahren wir mehr über das Thema „Die Palästinenser: Volk im Brennpunkt der Geschichte“.
Abendessen und Übernachtung in unserem Hotel in Ost-Jerusalem.
6. Tag / Hebron
Heute steht Hebron auf dem Programm. Wir besichtigen hier die Patriarchengräber, eine wichtige Stätte des Juden-tums. Dort befinden sich die Ruhestätten der drei Erzväter Abraham, Isaak und Jakob und deren Ehefrauen Sarah, Rebekka und Lea. Das Heiligtum beherbergt neben den Grabstätten eine jüdische Synagoge und eine muslimische Moschee und besteht im Wesentlichen aus einem rechteckigen Komplex, dessen Ecken in die vier Himmelsrichtungen weisen. Im Innenraum, der in drei Bereiche aufgeteilt ist, befinden sich die Ruhestätten der Patriarchenpaare.
In Hebron sind wir auch zu Gast bei einer muslimischen Familie, bei der wir ein leichtes Mittagessen genießen.
Danach treffen wir in Hebron auf einen jüdischen Siedler, der gerne unsere Fragen beantwortet.
Abendessen in einem traditionellen Restau-rant in der Jerusalemer Altstadt und anschließende Übernachtung in unserem Hotel in Ost-Jerusalem.
7. Tag / TEMPELBERG & HEIMREISE
An diesem Morgen besuchen wir den Tempelberg (je nach politischer Lage). Das Hochplateau wurde von Herodes vor rund 2.000 Jahren errichtet. Dieser Ort ist für die drei Weltreligionen von heraus-ragender Bedeutung: Für Juden ist es der heiligste Ort, da dort der Erste und Zweite Tempel standen. Für Christen auch, da beim Tod Jesu am Kreuz der Vorhang zum Heiligsten zerriss und den Weg für alle Menschen zu Gott eröffnete. Für Muslime ist der vom Felsendom umschlossene Fels der Ort, von dem ihr Prophet Mohammed die Reise in den Himmel angetreten habe.
Danach endet unsere Reise durch die Palästinensischen Gebiete mit dem Transfer zum Flughafen von Tel Aviv und dem Rückflug nach Deutschland.
Begegnungen & Hotels
Begegnungen
Tag | Begegenung |
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2 | Gesprächsrunde mit einer deutsch-sprachigen Palästinenserin, die für die EU von paläst. Seite aus arbeitet |
3 | Mittagessen bei Faten Mukarker, christliche Palästinenserin mit bewegender Vergangenheit |
3 | Treffen mit einem Vertreter der Handelskammer von Bethlehem |
3 | Besuch in der einzigen Brauerei im Nahen Osten, die nach bayrischem Reinheitsgebot braut – mit Kostprobe |
4 | In Nablus kosten wir bei einem Altstadtspaziergang Kunafa & besuchen eine traditionelle Seifenfabrik |
4 | Gespräch mit einem lokalen Politiker im Samaritanischen Museum |
4 | Wir genießen das palästinensische Wintergericht Musakhan |
5 | Gespräch mit Johannes Gerloff, Theologe & Journalist: „Palästinenser: Volk im Brennpunkt der Geschichte“ |
6 | Leichtes Mittagessen bei einer muslimischen Familie |
6 | Treffen mit einem jüdischen Siedler, der uns gerne unsere Fragen zur Siedlungsthematik beantwortet |