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Aethiopien Lalibela Hotel Sora Lodge

Einblick ins Unternehmen

VORREISE – Eindrücke in Äthiopien

Ein Land bekannt für Dürre und Armut. Doch Äthiopien ist facettenreich und hat weitaus mehr zu bieten als Kaffee

von Frankfurt nach Addis Abeba in nur 7 Stunden

Im April auf Vorreise in Äthiopien: Teketayi Abele, unser Reiseleiter auf der InfoReise im Juni, ist nicht nur ein aufgeweckter Vater von 2 kleinen Kindern, sondern auch ein höchst umgänglicher, geerdeter, sympathischer junger Mann: Er wird am 27. Mai gerade mal 33 Jahr alt.

In seinen jungen Jahren hat er seine Vision klar vor Augen: In dem kleinen Büro wird seine Zielgebietsagentur in 20 Jahren die größte in Äthiopien sein - die Beste ist sie schon heute!

Wie (fast) immer, wenn ich die Nacht im Flieger saß, bin ich danach ziemlich platt, so auch heute. Ethiopian Airlines fliegt mit einem top-modernen Airbus 350-600 von Frankfurt nach Addis Abeba – Glück gehabt: Ich hatte 3 Sitze nebeneinander für mich! Hab auf`s Abendessen verzichtet, 4 Std geschlafen und hab dann nach 6 Std Flug das Frühstück genossen, Landung nach 7 Std – und kein Jetlag - gerade mal 1 Std Zeitunterschied!

Teketayi hat mich mit seinem Fahrer Alex ins Hotel Monarch gebracht – gerade mal 5 Min vom Flughafen. Ne Tasse Kaffee (boah, ist der stark!), besprochen was für den Tag geplant ist, dann um 07:30 bis 11:00 verabschiedet. Das Tageszimmer ist Gold wert, nochmal 2 Std geschlafen. 😎

Addis, was bist Du angenehm! Obwohl nur ein paar 100 km vom Äquator, war es heute kaum 25 Grad (dafür 2.200 m.ü.n.N.) - in Deutschland bis zu 28! Und das am 19. April!

Unser heutiges Pensum:

  • 2 weitere Hotels besichtigt
  • Lunch, inkl. dem typischem Sauerteig-Brot (mit den Fingern gegessen, Mega lecker – genannt: Injera)
  • Lucy im Nationalmuseum besucht
  • dann 3 Std zu Fuß über den Merkato (10 x 5 km Ausmaße!): Größter Markt Afrikas, mit 10.000 Händlern & Handwerkern. Nach einem 60-Minuten Regen-Schauer noch exotischer: Weihrauch neben Baubedarf, Metall-Recycling neben Butter & Käse, Produktion von Brotback-Platten neben Obst, Gemüse, Fleisch, Gewürzen & frischen Kräutern.


Ohne Teketayi wäre ich mindestens ein halbes Dutzend Mal umgerannt worden vom geschäftigen Nachliefern der Ware (oft auf dem Kopf balanciert) – ganz zu schweigen davon, dass ich mich entsetzlich verlaufen hätte: Hier im Gewirr der Gassen kann selbst Google Maps nicht helfen.

Haben zum Abschluss noch das Büro von Teketayi besucht: Zwar mit Blick vom 6. Stock über Addis – aber dann doch sehr bescheiden: 10 qm für mtl. € 250! Als Voraussetzung für die Lizenz zum Betreiben der Zielgebietsagentur muss er nachweisen: Auto & Büro nahe Flughafen, neben seiner eigenen Tourismus-Ausbildung: Ein junger Mann auf dem Weg zum Erfolg!!

Nach der kurzen Nacht im Flieger, den vielen neuen Eindrücken heute und der dünnen Luft auf 2.200 m falle ich jetzt gleich todmüde ins Bett - morgen um 08:00 Uhr nach dem Frühstück geht’s wieder zum Airport: Wir fliegen knapp 1 Std nach Bahir Dar, und werden dort von unserem Fahrer Alex abgeholt, der für die 540 km mit „unserem“ Auto heute ca. 11 Std gebraucht hat.

Bahir Dar und der Tana-See

Welche Gegensätze! Addis und der Tana See: Heute hat der Tag mit Nilpferden direkt vor unseren Augen geendet, einer 5-köpfige Familie, zum Greifen nahe – in freier Natur! 👍😎 Dazu aber später mehr.

Gestern hatte Teketayi über sein Büro eine lokale SIM-Karte organisiert, denn: Anders als z.B. in Vietnam kann ich mit meiner Vodafone-Karte kein WhatsApp nutzen. Warum? Keine Ahnung – aber was würde mir das Wissen der Gründe auch nützen? Es funktioniert schlicht einfach nicht.

Aber mal gerade so die lokale SIM-Karte ins Handy und los geht‘s – nö, das wäre ja zu einfach.

Auf Grund der erheblichen Importzölle auf Smart Phones in Ä. muss man zu einer ganz bestimmten Stelle in Addis am Flughafen, und sein persönliches Handy in einer zentralen Tel-Datenbank registrieren lassen. Erst dann wird die SIM-Karte im Geräte freigeschaltet.

Ein echtes Abenteuer – ohne Teketayi, keine Chance, und das nicht nur der Sprache wegen. Ich, der Teckie-Experte, verstehe das auf Deutsch ja kaum.

So, nun habe ich mit der lokalen SIM-Karte für 400 Birr (= ca. 12 €, denn 1 € sind derzeit ca. 33) ein Datenvolumen von 6 GB, aber statt 4G nur 3G – das Tel-Netz in Ä. überträgt damit recht langsam, was ein bisschen schade ist, denn die Übertragung von Fotos dauert damit SEHR lange.

Was machen? Fotos folgen nach der Reise – also versuche ich mir beim Text ein wenig mehr Mühe zu geben ...

Der Tag begann also mit dem Tel-Abenteuer in Addis noch am Flughafen. Nach ca. 50 Min Flug mit einer Propeller-Bombardier mit rotem Teppich, Blumenkindern und Musikkapelle begrüßt. Was ein „Bahnhof“ – schon mal gut, unsere Agentur in Ä. beherrscht Überraschungen! 😎😎

In Bahir Dar ist heute eine hochrangig besetzte politische Tagung ...

Nach einem leckeren Lunch auf der See-Terrasse etwa 1 Std mit dem Boot auf eine Halbinsel, auf der Kaffee angebaut wird, und ein Kloster aus dem 15. Jh. steht.


Die Klosterkirche – eigentlich eines UNESCO-Welterbes würdig – ist völlig anders, als wir so unsere Klöster kennen: Ein Rundbau, mit Ost-West-Ausrichtung, geschätzter Durchmesser von etwa 50 Metern, komplett aus Lehm, mit Stroh durchsetz, die Statik getragen von Holz, das Dach aus Wellblech, 10-15 m hoch.

Wir ziehen vor dem Eingang die Schuhe aus – dann werden wir von den farbigen Wandmalereien im Innern förmlich überwältigt: Textilleinwand, auf die Wände gespannt, haben als Bildergrundlage gedient: 4 Mönche haben in 10 Jahren eine Vielzahl der Bibel-Gleichnisse in leuchtenden Naturfarben begreifbar gemacht.


Hier und da haben Termiten Geschmack daran gefunden – schade, dass die UNESCO hier keine Hilfsgelder zur Erhaltung gibt!

Schön, wie Teketayi die Bibel-Szenen erläutert, und auf die eine oder andere Geschichte aufmerksam macht, die wir gar nicht kennen: Der Äthiopisch-Orthodoxe Glaube wurde über viele Jh. von den Kopten beeinflusst.

Übrigens: Äthiopien hat nach Armenien u. Georgien als 3. Nation das Christentum als Staatsreligion angenommen – auch hier waren die Römer erst später dran!

Nach einer eindrücklich-sympathischen Kaffeezeremonie mit Einblick in die familiären Wohnverhältnisse des jungen Kaffeebauern und seiner hübschen Frau (2-stöckige Lehmhütte – wir durften im oberen Stock sogar ihr Schlafzimmer besichtigen😉) zurück bei Sonnenuntergang mit dem Boot – und tatsächlich: Nicht weit vom Ufer, noch im Wasser, aber bereits in Sichtweite des satt-grünen Ufergrases, freut sich die 5-köpfige Nilpferd-Familie auf ihren nächtlichen Schmaus: Kaum zu glauben, dass solch kolossale Tiere reine Vegetarier sind.

Die beiden Bootsfahrten, das Ruhe ausstrahlende Kloster, und der krönende Abschluss des Tages am Ufergras lässt Teketayi und mich überlegen, ob es für so manche Gruppenreise nicht schöner ist, Addis ans Ende der Reise zu legen, also direkt nach der Landung in Ä. in Addis umsteigen und nach Bahir Dar weiterfliegen.

Noch ein paar Fakten zum Schluss zum Tana-See: 1.786 m.ü.n.N. – 70 km lang & 65 km breit = 6 x so groß wie der Bodensee. Max 14 m tief. 41 Flüsse münden in den See, ein Abfluss: Blauer Nil.

Morgen fahren wir zu den 40 m hohen (oder sagt man tiefen) Nilfällen...

Die vielen Eindrücke machen nachdenklich

Unglaublich, mit welcher Lebensfreude die Menschen in Äthiopien ihr karges Dasein annehmen: Aus den vielen Gesichtern, die mir begegnen, strahlt mir etwas entgegen, für das mir die Worte fehlen. Sie haben, insbesondere auf dem Land, nichts, wirklich gar nichts was sie ihr Eigen nennen können, außer ihrem Leben und der ärmlichen Kleidung, die sie tragen, oft nicht einmal Schuhe. Und trotzdem eine so ansteckende Fröhlichkeit – wie geht das?

Bei gut 100 Mio. Einwohnern gibt es in Ä. mittlerweile 65 Mio. Handys. Wenn man Kinder unter 14 ausnimmt, dann hat also fast jeder Erwachsene Äthiopier Zugang zu anderen Welten – zumindest seit neuestem: Der neue katholische Präsident, seit 3 Wochen im Amt, hat den Zugang zu Facebook und WhatsApp freigegeben.

Die neuen Medien können Fluch und Segen sein – und das gleichzeitig nebeneinander: Die Regierung fördert im Bereich Bildung das Thema E-Learning. So gibt es Zugang zu mehr Wissen auch auf dem Land (so denn ein Stromanschluss vorhanden ist).

Ob all dies allmählich Auswirkungen auf die Stimmung, Meinungsbildung, etc. haben wird? Sicherlich! Aber in welche Richtung? Wird die so sympathisch-natürliche Fröhlichkeit bleiben? Hoffentlich!

Jetzt bin ich den 5. Tag im Land. Neben all der sensationellen Exotik werden auch andere Themen sichtbar - Herausforderungen zu Hauf:

  • Bevölkerungsentwicklung - 2/3 sind noch keine 35 J alt
  • Jugendarbeitslosigkeit – offiziell bei 41%
  • Baumbestand: statt ehemals 40% Bewaldung nur noch 3%, weiter abnehmend
  • 80% leben von der Landwirtschaft, was bei Dürren schnell zum Problem wird
  • Indien, Türkei, China engagieren sich, aber nicht um zu helfen
  • offene Wunden aus dem Krieg gegen Eritrea in den 90er Jahren
  • Politik & Korruption: Das Ein-Parteien-System beschäftigt sich mit sich selbst, Ziel sind eher Bereicherung & Machterhalt als die Suche nach Lösungen für all die drängenden Herausforderungen.

Für ein Fazit ist es viel zu früh: Immerhin liegen noch weitere 8 spannende Tage vor mir. Ich melde mich wieder...

Der Simien Mountain Nationalpark und Aksum

Gestern habe ich 5 (fünf) sympathischen Menschen Lohn & Brot gegeben – was ein Luxus, aber was tut man nicht Alles für die Vorbereitung unserer InfoReise Anfang Juni:

Neben meinen beiden festen Begleitern – Alex, der Fahrer, den kein Tier auf der Straße aus der Ruhe bringen kann, und Reiseleiter Teketayi, der keine Probleme kennt, sondern nur Lösungen – haben wir einen zusätzlichen Ausflug eingeschoben, der ohne Jeep nicht möglich gewesen wäre (Jeep-Fahrer = Helfer Nr. 3): Der Besuch bei den Äthiopischen Juden. Eine ganz besondere Geschichte – bei Interesse bitte nachlesen unter „Beta Israel“ in Wikipedia, oder gerne bei mir nachfragen.

Anschließend sind wir von Gondar in ca. 2 Std zum Simien Mountain Nationalpark gefahren (seit 1968 UNESCO Welterbe!). Hier ist nicht nur Eintritt zu zahlen, sondern der Zugang ist nur erlaubt unter Begleitung eines Local Guides sowie eines (scharf bewaffneten) Park Rangers (Helfer Nr. 4 & 5).

"Gott hat Schach gespielt“ – ein wahrlich treffendes Bild für die vielen durch Erosion so unterschiedlich geformten Berge im Simien Mountain Nationalpark. Dort haben wir die atemberaubende Landschaft und deren einzigartige Tierwelt genossen.

Atemberaubend x 2:

1.: Jetzt verstehe ich, warum Äthiopien auch das „Dach Afrikas“ genannt wird – denn: Wir haben im Simien Mountain Nationalpark (bereits seit 50 Jahren UNESCO Welterbe!) in Afrikas höchster Lodge übernachtet – auf 3.260 m, also 300 m höher als die Zugspitze.

2.: Die Luft da oben ist spürbar dünner – und raubt den Atem, besonders beim Wandern. Untrainiert wie ich bin, pfeife ich ganz schön aus allen Löchern, aber mit größter Freude, bei unseren beiden kleinen Wanderungen mit Blick und spannenden Begegnungen.

Blicke – einer schöner als der andere. Wieder trifft das Bild vom Dach Afrikas den Nagel auf den Kopf!

Und dann das: Ein halbes Dutzend Pavian-Familien – ein irres Gefühl so mitten in der Herde zu stehen – die lässt sich beim Abendbrot durch nichts stören. Die Graswurzeln (im Schnitt 1 kg/Tag) werden in aller Ruhe genossen.

Und auf unserer heutigen Fahrt nach Aksum hatten wir unterwegs weitere „affige“ Begegnungen: Wenn bei uns von Wildwechsel die Rede ist, dann rechnen wir mit einem Reh oder Wildschwein, das die Straße kreuzt, aber wohl kaum mit Affen, noch dazu einem ganzen Rudel: Alex, unser Fahrer hat gleich angehalten, damit ich Fotos machen konnte von den schwarz-weißen Mantel-Affen (der Name passt!).

Nach einer langen Busfahrt durch die immer wieder wechselnde Landschaft sind wir gegen 18:00 in Aksum angekommen – alte Hauptstadt und, gemäß der äthiopisch-orthodoxen Tradition, der Aufbewahrungsort der Bundeslade!

Die Bundeslade

Aksum ist DER Pilgerort der äthiopisch-orthodoxen Christen. Warum? Weil hier die Bundeslade liegt. Aber wie kam sie dorthin? Das war DAS Thema heute. Nachfolgende Erklärung hat mir von allen Varianten am besten gefallen – aber dazu später. Zunächst ein Thema in eigener Sache.

Ohne diese gerade laufende Vorreise wäre unsere InfoReise im Juni glatt den Bach runtergegangen. Ich bin Hanfried Viktor, Pfarrer in Bad Tabarz, Thüringen, mehr als dankbar, dass er uns Teketayi empfohlen hat.

Ursprünglich hatten wir die InfoReise mit einer anderen Zielgebiets-Agentur geplant. 4 der 5 fest eingeplanten Hotels habe ich mittlerweile gesehen: Spätestens in Aksum hätten unsere mitreisenden Gruppenplaner das Vertrauen in uns verloren. Schon die Fassade war nicht gerade schmeichelhaft. Und die uns in der Lobby entgegenwabernden Küchendüfte waren, um es positiv auszudrücken, nicht sehr appetitanregend. Die Zeit für die Zimmer-Inspektion haben wir uns dann geschenkt.

Keines der Hotels der anderen Agentur werden wir im Juni nutzen.

Und nicht nur Tour mit Schanz investiert mit dieser Vorreise in die Qualität unserer zukünftigen Äthiopien-Reisen. Auch Teketayi geht in Vorleistung und ist so fair, die höheren Kosten für die besseren Hotels auf der InfoReise zu tragen.

So, das MUSSTE mal gesagt werden!

Aber nun zur Bundeslade:

Die Königin von Saba (sie stammt aus einem Dorf gleichen Namens, das ca. 20 km westlich von Aksum liegt) spielt dabei eine Hauptrolle. Sie hatte über einen Händler vom gerechten König Salomon in Jerusalem, Sohn des König David, gehört, und beschlossen: Den werde ich besuchen, um ihn kennenzulernen.

Sie setzt ihren Plan um, tritt dort zum jüdischen Glauben über, und kehrt, von Salomon geschwängert, zurück. Die Details, wie es dazu kam, erzählt Teketayi dann auf unserer Reise im Juni 😎

Sie erzieht ihren Sohn Menelik in Aksum im königlichen Palast und bereitet ihn auf die Thronfolge vor. Als er 22 J. alt ist, möchte er mehr über seinen Vater wissen, und beschließt Salomon in Jerusalem zu besuchen.

Dieser ist hocherfreut, seinen Sohn kennenzulernen, und bietet ihm seine Nachfolge auf dem königlichen Thron in Jerusalem an. Menelik lehnt aber ab, weil ihn seine Mutter in Aksum zurückerwartet. Daraufhin beschließt Salomon, ihm für den Geleitschutz je 1.000 der Erstgeborenen Söhne der 12 Stämme Israel mitzugeben (dies sind übrigens die Wurzeln der Äthiopischen Juden).

Einige der Söhne sind erbost, dass sie ihre Heimat verlassen müssen, und schaffen es, als „Wiedergutmachung“, die Bundeslade aus dem Tempel in Jerusalem zu entwenden, ohne das Wissen von Menelik. Erst in Aksum erfährt er, welchen Schatz er mit nach Hause gebracht hat.

Von seiner Mutter jüdisch erzogen, weiß er um die Bedeutung dieser Reliquie, und sorgt fortan dafür, dass in jeder äthiopisch-orthodoxen Kirche eine Replik der Bundeslade existiert – damit insgesamt heute landesweit 38.000! Aber das Original liegt in einer kleinen Kapelle in Aksum – unter der Aufsicht eines Priesters. Er wird von 2 weiteren Priestern assistiert, von denen nach seinem Tod einer der Beiden seine Nachfolge antritt.

All dies ist nachzulesen im äthiopischen Nationalepos aus dem 13. Jh., der Bericht der Herkunft der salomonischen Kaiser in Äthiopien – siehe unter „Kebra Negest“ in Wikipedia.

Übrigens: Kaiser Haile Selassie bezeichnete sich als 225. Nachfolger des Königs Salomon.

Unsere letzte Aktivität heute:

Wir waren im Schreibwarenladen und haben einen Großeinkauf gemacht: 60 Notizhefte, Kugelschreiber, Bleistifte, Radiergummi, Tafelkreide, etc. Ich bin schon sehr auf unseren morgigen Schulbesuch gespannt!

Unser Schulbesuch

Unser Programm ist so vielfältig, manchmal auch anstrengend – so komme ich kaum zum Aufschreiben all der Highlights. Einige Punkte möchte ich Ihnen/Euch aber nicht vorenthalten:

Unser Schulbesuch:

Teketayi sucht unterwegs eine Grundschule aus – nichts ist geplant oder terminiert – völlig spontan entscheidet er: Da fragen wir jetzt nach der Schulleitung. Wir sitzen kaum 5 Min im Direktionszimmer, dann gehen wir gemeinsam in die Klasse, die die Direktorin ausgesucht hat. Ich werde mitten in der Schülerschar platziert, drücke die Schulbank.

Teke & die Direktorin verlassen den Raum, gehen zum Auto, und besprechen die Verteilung der von uns mitgebrachten Schulmaterialien. Der Unterricht, wir sitzen im amharisch-Kurs, der Muttersprache – eins von 11 Fächern, geht unvermindert weiter – auch wenn ich kein Wort verstehe: Rege Beteiligung der Schüler, erstaunlich niedriger Lärmpegel. Immerhin: Eine 7. Klasse, die Kinder also im Schnitt 14 J. alt.

Nach ein paar Minuten:

Die Schuldirektorin & Teke erklären mir vor der Klasse Details zur Schule, und das ä. Schulsystem: Schulpflicht bis zum 12. Schuljahr! Die Grundschule geht bis zum 8. Schuljahr. Dann ist noch zweimal Schulwechsel: Vorbereitungsstufe (9. & 10. Kl.) sowie High School (11 & 12 – alle Fächer werden in englischer Sprache unterrichtet!).

Hier in der Grundschule sind fast 1.500 Schüler, Klassengröße 55! Wir sind in der 7. Kl., Einschulung erfolgt mit 7 J., die unseren Besuch (auch hier wieder) mit einer herzlichen Neugierde begleitet haben.

Klassenlehrer bringen einigen, wenigen Schülern morgens Frühstück mit, finanziert vom eigenen Gehalt! Es gibt keine Kantine für die Ganztags-Schule. Das ist, weiß Gott, nicht das Einzige an dem es hier fehlt!! Wir waren insgesamt ca. 1/2 Std in der Klasse – ich hatte das starke Gefühl, dass beide Seiten hier heute bereichert wurden, über den Tag hinaus.

Unterwegs

Gestern: 400 km durch immer wieder wechselnde, faszinierende Landschaft – aber nicht in 4 Std: Von 08:30 – 18:00 unterwegs!

Wieder ruft mich unterwegs eine Schirmakazie zur Fotopause! Was macht Teketayi? Mit seinen Kenneraugen, auf seine sympathisch-spitzbübische Art geht er voran, sagt nichts, ich folge ihm mit steigender Erwartung: Momente später sitzen wir im „Wohnzimmer“ der runden, strohgedeckten Lehmhütte, und viele freundliche Augen beobachten uns, auch die Rinder, mit denen der Raum geteilt wird.

Bei Hirsebier sind wir schnell im Gespräch: Wir diskutieren über Militär (trotz früherer Wehrpflicht – Bauern sind befreit), die Kaiserzeit (war besser) und Gott & die Welt. Das ca. 80-jährige Familienoberhaupt (er kennt sein genaues Alter nicht) ist deutlich der Chef, dominiert das Gespräch aber nicht.

4 Generationen wohnen unter einem Dach, und beim Abschied fällt mir auf, dass die 18-jährige Urenkelin hochschwanger ist – die 5. Generation klopft an. Ich bin ein weiteres Mal tief bewegt, und überwältigt von dieser herzlich-einfachen Gastfreundschaft der Menschen hier: Sie haben förmlich nichts was sie ihr Eigen nennen können, und trotzdem so viel zu geben!

Lalibela

So wie bei Pilgerreisen nach Israel i.d.R. Jerusalem der spirituelle Höhepunkt der Reise ist, so ist dies in Äthiopien Lalileba: Da wir am Sonntag dort sind, besuchen wir am frühen Morgen (aber erst um 06:30 – Beginn war bereits um 02:30!) den Gottesdienst.

Die Felsenkirchen, obwohl nicht klein, sind für die Anzahl Gläubigen bei weitem nicht groß genug. Da aber Gesänge & Predigt per Lautsprecher nach außen lautstark übertragen werden, ist dies kein Problem. So bietet sich dem Besucher eine Augenweide:

Intensiv betende Gläubige, die Augen auf die Kirchenmauer gerichtet, die die nah genug dran sind, mit der Stirn an der Wand – ein ähnliches Bild wie an der Klagemauer, auch hier getrennt nach Männern & Frauen, allerdings ohne die nach vorn und hinten wippenden Bewegungen des Oberkörpers. Und fast ausnahmslos sind alle Gläubigen in weiße Tücher gehüllt.

Später am Tag besuchen wir die Kirchen ein zweites Mal, nach dem Gottesdienst – so können wir auch hinein: Hier wird ein weiteres Mal deutlich, welch unvorstellbare Kräfte im 11./12. Jh. notwendig waren, ein Dutzend Gebäude von oben nach unten in den Felsen zu hauen. „Glaube versetzt Berge“ – kaum passender als hier.

Teketayi weiß zu berichten: Im 11./12. Jh. konnte auf Grund der Kreuzzüge Jerusalem von Pilgern nur eingeschränkt besucht werden. Dies war Anlass, das „Jerusalem des Südens“ zu schaffen: Lalibela mit seinen Felsenkirchen.

Die Temperaturen im Äthiopischen Hochland fühlen sich, auch dank der niedrigen Luftfeuchtigkeit, erstaunlich angenehm an, auch wenn wir unterwegs einmal einen Temperatur-Sturz erlebt haben von 38 auf 14 Grad – und das innerhalb 2 Std! (ein Gewitter mit Starkregen), wobei beide Extreme die Ausnahme waren: Tagsüber eher bei 25 als 30 Grad, abends kühlt es ab, meist knapp unter 20 Grad – da lässt es sich prima schlafen.

Fazit

Beste Reisezeit:

Von Mitte Sep bis Ende Feb. Die Regenzeit ist von Mitte Juni bis Anfang Sep, somit grünt und blüht Alles ab Sep. Jan ist auf Grund vom orthodoxen Weihnachten (06. Jan) die absolute Hochsaison.

Es gibt so viele Themen, die mir hier – zusätzlich zu den Menschen, all den vielfältigen Sehenswürdigkeiten & der Schönheit der Natur – während der Reise aufgefallen und durch den Kopf gegangen sind. Einige davon möchte ich zumindest stichwortartig kurz erwähnen:

  • Lager von Eritrea-Flüchtlingen: Davon hatte ich vorher bei uns nichts in der Zeitung gelesen.
  • Jugend-Arbeitslosigkeit: Ich erfahre, dass auch dies z. T. eine Ursache ist für die eigentlich illegale Prostitution
  • Globalisierung: Hier wird niemand gefragt, geschweige denn darauf vorbereitet – aber die Auswirkungen auf den Einzelnen sind um ein Vielfaches größer als bei uns.

Gestern waren wir beim Abendessen in einer jungen Familie in Lalileba zu Gast – Antwort auf die Frage: Was möchten Sie in 20 Jahren erreicht haben, was sind Ihre größten Wünsche? Auch in der Reihenfolge: Bestmögliche Ausbildung für die eigenen Kinder, eigenes Haus plus Auto.

Bei einem Bevölkerungswachstum innerhalb von 50 Jahren von 30 auf 100 Mio. Einwohner mag man sich gar nicht vorstellen, was dies für Verkehr & Umwelt bedeutet, wenn die Auto-Wünsche in Erfüllung gehen. Aber was hätte es für Auswirkungen, wenn dies mehrheitlich nicht gelingt? Was bewirken enttäuschte Träume?

Herausforderungen an jeder Ecke – und das in Dimensionen, die mich immer wieder ins Grübeln bringen. Umso mehr bin ich immer & immer wieder beeindruckt von dieser allgemein vorherrschenden ansteckend-sympathischen, optimistischen Lebenseinstellung der Menschen hier.

Es ist so vieles anders in Äthiopien – aber genau das ist auch so faszinierend. Dazu abschließend noch ein kleines Beispiel:

Die Form des Mondes findet sich in vielen Kirchenfenstern wieder. Allerdings würden wir unseren hiesigen Mond in der Form der Fenster dort nicht wiedererkennen, denn: Der Halbmond wölbt sich in Ä. mit seiner runden Seite exakt nach oben.


Jetzt bin ich wieder gesund zu Hause angekommen (ohne Magen-/Darm-Probleme unterwegs!) – der Rückflug war fast voll besetzt, trotzdem konnte ich ein wenig schlafen.

Die nächsten Tage werde ich kaum Zeit haben, das Erlebte zu reflektieren – denn nächste Woche ruft uns der Katholikentag nach Münster.

Ich hoffe, meine Berichte haben ein bisschen Lust gemacht, ebenfalls das Dach von Afrika zu besuchen.

Ich habe ein paar noch unfertige Ideen mitgebracht, wie wir vor Ort ein klein wenig zur Zukunft dieser lieben Menschen beitragen können – wenn, dann gemeinsam mit Teketayi. Dazu melde ich mich dann in den nächsten Monaten wieder.

(Text ursprünglich per Whats App)

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