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InfoReisen

Drei Konfessionen: Toleranz des Glaubens – Albanien

Gestern habe ich mich von unserer polnischen Haushaltshilfe verabschiedet: „Flüchtlinge kommen von Albanien nach Deutschland – und Sie fliegen dahin?

Tag 1

Mein Taxifahrer heute Morgen zum Flughafen: „Ist das dort nicht gefährlich? Was kann man denn in Albanien machen?“

Die übliche, auch geographische Unkenntnis („hat Albanien eine Küste? Albanien = Kosovo ?!?“) vermischt mit Vorurteilen und unpräzisen Pressemeldungen ergeben in Deutschland aktuell ein diffuses, eher negativ als positives Bild über dieses Land – gefühlt am Rande Europas, dabei aber mittendrin:
Adriaküste – nördlich von Griechenland, südlich von Dubrovnik bzw. Budva/Montenegro.

Heute fliegen wir zu acht nonstop von Frankfurt nach Tirana, Flugzeit nicht länger als nach Mallorca.

Mal sehen, welche der hier herrschenden Vorurteile über Albanien sich bestätigen – oder als Illusion erweisen.

Tag 2

Kurz-Version:
Albanien war ab 1961 laut Verfassung eine atheistische Nation: Moscheen und Kirchen wurden dem Verfall preisgegeben – viele auch zerstört – die Praktizierung des Glaubens, auch im privaten Bereich, war verboten.

Heute:
60% sagen, sie sind Moslems – das definiert sich aber häufig über die Wurzeln der Familie.
20% der Bevölkerung praktizieren, leben auch ihren Glauben.

Auch traditionell haben sich die Religionen untereinander vertragen – so auch weiterhin heute.

Ausführlichere Zusammenhänge: Islam & Christentum – friedlich nicht nur nebeneinander, sondern miteinander! Im Norden des Landes: katholisch, im Süden orthodox, landesweit 60% moslemisch. Wie ist dieses friedliche Miteinander möglich?

Das reicht zurück bis ins Mittelalter: Bis zum 15. Jh. christlich, kam mit der osmanischen Herrschaft eine neue Steuergesetzgebung: Muslime wurden nicht nur im Staatsdienst bei Karrieren bevorzugt, sondern auch steuerlich bessergestellt. Christen wurden mit dem 3-fachen Steuersatz belegt. Der christliche Glaube war vielen Albanern diese finanzielle Zusatzbelastung nicht wert, zumindest nach außen – und sind, ganz pragmatisch, zum Islam konvertiert. Als äußerliches Zeichen wurde dann der Familienname geändert – ggfs. zu Hause der „alte“ Glaube aber weiterhin gepflegt. Sprich: Im Mittelalter haben sich Albaner des Glaubens wegen nicht gegenseitig gequält.

In der Zeit des Kommunismus war es auf Grund der zum Thema Glaube entspannten Bevölkerung überhaupt nur möglich, dass das Regime Albanien zum einzigen atheistischen Land der Welt erklärt hat. Bei einem tief verwurzelten Glaube hätte das Regime den potentiellen Widerstand wohl kaum riskiert.

Die Zeit unter Diktator Enver Hoxha hat den liberalen Glauben dann fast gänzlich zum Erliegen gebracht – denn alle Religion war streng verboten: Gab es z.B. am Ende des Zweiten Weltkrieges ca. 550 orthodoxe Priester in A., waren es 1990 gerade noch etwa 1 Dutzend: ca. 45 Jahre keinerlei Priesterausbildung! Heute, 25 Jahre nach der Wende, sind es bereits wieder ca. 160 für etwa 400 Gemeinden.

Die Situation heute: Auch wenn sich ca. 60% der Bevölkerung in Umfragen selbst als Moslems bezeichnen, so praktizieren geschätzt nur etwa 20% von ihnen den Glauben wirklich: Die Meisten haben kein Problem damit, Schweinefleisch zu essen oder Alkohol zu trinken.

Sympathisch:

  • eher die Regel als die Ausnahme: Eheschließungen zwischen Moslems & Christen
  • Feiertage: auch Moslems freuen sich, an Ostern nicht arbeiten zu müssen


Kloster Ardenica: Gut erhalten, inkl. Fresken im Kirchenschiff, da der gesamte Komplex im Kommunismus ein militärisches Sperrgebiet war - und damit "die Bevölkerung nicht gefährdet werden konnte" mit falschem Gedankengut. Außerdem hat der albanische Nationalheld in einer der beiden Klosterkirchen geheiratet - auch das war für die Erhaltung im Kommunismus vorteilhaft. Heute leben hier wieder Mönche - aktuell 3, Platz wäre für mind. 15 - es braucht noch Zeit.

Tag 3

Kosovo:
Eine von mehreren Narben auf dem Balkan: Es dauert sicherlich noch mindestens eine Generation, bis diese neuere Geschichte verarbeitet ist.

Der Serbische Diktator Milosovic hat Ende der 90er Jahre Tausende Moslems im Kosovo, in Srebenica, ermorden lassen. Serben und Kosovo-Albaner trauen sich seitdem noch weniger über den Weg als vorher.

Der Westen hat den Kosovo als „abgespaltene“ Provinz von Serbien völkerrechtlich anerkannt. Die dortige Siedlungsstruktur, insbesondere an der Grenze zu Serbien, eine Mischung aus Dörfern, die mal mehrheitlich von serbischer oder kosovarischer Bevölkerung bewohnt wird – macht es mehr als 15 Jahre danach auch heute noch erforderlich, dass die UNO-Truppen weiterhin vor Ort sind.

Serbien hat den Kosovo als Staat auch nach 8 Jahren Unabhängigkeit noch nicht anerkannt. Schulatlanten zeigen die serbischen Grenzen auch heute noch inkl. Kosovo.

Auf dem Weg in die EU wird Serbien diese „Kröte“ wohl aber schlucken müssen.

Ca. 85% der kosovarischen Bevölkerung sind Moslems, die ihren Glauben unter Tito in der jugoslawischen Zeit zu Hause ungehindert ausüben konnten – ganz im Gegensatz zu Albanien unter Enver Hoxha.

Die Albaner bei uns in Deutschland stammen zu etwa 90% aus dem Kosovo, und sind meist Ende der 90er Jahre damals als Kriegsflüchtlinge zu uns gekommen.

Ein weiteres Vorurteil ist damit widerlegt: Flüchtlinge aus Albanien sind bei uns eher die Ausnahme.

In Saranda, in Südalbanien, in Sichtweite von Korfu, erfahren wir aus erster Hand, was es bedeutet Verantwortung als Politiker in einer Kommune zu tragen: Die Hoffnung ist sehr groß, dass der EU-Beitritt in den nächsten 10 Jahren Wirklichkeit wird. Dabei ist erstaunlich, was in den letzten 10 Jahren - ohne große Unterstützung von außen - bereits geleistet wurde: Infrastruktur, Bildung, Kindergärten, etc. Die Netto-Bilanz in 2013 & 14: Mehr Rückkehrer aus dem Ausland als Auswanderer. Ein weiteres Vorurteil ist widerlegt: Die Albaner, die bei uns sind, stammen meist aus dem Kosovo.

Vera ist die Freude an ihrem ehrenamtlich Engagement bei den Roma-Kindern deutlich anzumerken: Schön zu sehen, wie sich beide Seiten gegenseitig Kraft geben!

Bewegende Begegnung: "Jesus ist das Licht der Welt" - eine evangelische Gemeinde in Saranda, unterstützt mit Spenden hauptsächlich aus den USA, hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein Roma-Dorf zu unterstützen: Kleidung, Lebensmittel & Bildung für Kinder & Jugendliche. Meist können die Roma-Kinder nicht studieren, weil ihre Eltern die Kinder bei Geburt versäumt haben anzumelden - und ohne Papiere, kein Einschreiben an der Uni möglich. Trotzdem schafft es die Gemeinde immer wieder den "Papierkram" nachzuholen: dies ist allerdings mit einem nicht unerheblichen Aufwand verbunden: € 200,- für Anwälte und Urkunden - eine wichtige Investition in die Zukunft!

Tag 4

Tag 5

Unser Guide Ivi, 26 Jahre jung, war 12 Jahre bei seinen Eltern in Deutschland, hat bei uns das Abitur gemacht, und ist mit 21 Jahren in seine Heimat zurückgekehrt – obwohl er hätte hierbleiben können. Er ist – zu recht – stolz auf sein Volk der 3 Mio. Albaner:

  • von Albanien ist nie ein Krieg ausgegangen – Albaner haben sich und ihre Unabhängigkeit immer nur verteidigt
  • es gibt keine ernstzunehmenden politischen Strömungen für ein Groß-Albanien: Eine Vereinigung mit dem Kosovo steht nicht auf der Agenda
  • ja, es gibt Flüchtlinge in D. aus A. – dies sind aber meist Roma, die sich bei uns eine bessere Zukunft erhoffen. Die überwiegende Mehrheit der „albanischen“ Flüchtlinge stammen aus dem Kosovo, und somit nicht aus Albanien!

Viele Länder könnten von Albanien lernen: Toleranz im Glauben! Wo sonst ist es bei uns in den westlichen Gesellschaften selbstverständlich

  • die eigene Tochter frohen Herzens mit einem Moslem zu verheiraten?
  • seine moslemischen & christlichen Toten nebeneinander zu begraben?

Ist es das Beste für Albanien, in den nächsten Jahren Mitglied der EU zu werden? Diese Frage darf zumindest gestellt werden: Sicherlich – die Zuschüsse würden stark wachsen, aber welche gesetzlichen Regelungen dies ebenfalls mit sich bringt, sollte in seinen Auswirkungen auf die stolze Gesellschaft zumindest vorher diskutiert werden.

Fazit:
Ich kann nur jedem aufgeklärten Zeitgenossen ans Herz legen: Fahren Sie mit Ihrer Gruppe nach Albanien!
Es gibt nur sehr wenige Länder, in denen sich Vorurteile so schnell und einfach in Luft auflösen lassen.

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